von Thomas Steffens
Schloss und Schlosspark in Hugstetten werden die Ortsgeschichte wohl noch für einige Zeit beschäftigen. So ließ sich bisher - trotz eingehender Suche in den Akten der Familie von Andlau / von Menzingen – kein Baujahr des jetzigen Schlossgebäudes ermitteln. Fest steht nur, dass es 1805 schon bestand. Denn damals verkaufte die Gemeinde Hugstetten an Freifrau Maria von Schackmin (die Schwiegermutter Konrads von Andlau) den sogenannten "oberen Kirchweg zwischen dem herrschaftlichen Krautgarten und dem Neuen Schloss" – heute die Verbindung zwischen den Schlossgartentoren in der Dorfstraße und bei der evangelischen Kirche.
1806, nach dem Tode Marias von Schackmin, kam das Schloss als Eigentum auf ihre Tochter Sophie und deren Ehemann Konrad von Andlau-Birseck, der sich seit damals in höheren badischen Staatsdiensten befand. Dauerhaft gewohnt haben diese nicht in Hugstetten, sondern in ihrer Freiburger Stadtwohnung. Das ländliche Leben bevorzugte man im Sommer. Der vermögende Konrad von Andlau hatte aber schon vor dem Tod seiner Schwiegermutter den Hugstetter Besitz erweitert. So erwarb er 1804 die Mühle (heute "Teuffels Küche") und baute sie mit ihren Nebengebäuden nach seinen Vorstellungen um. 1802 und 1807 kaufte er zwei Hausanwesen samt einer Steingrube "zwischen dem Rebberg und dem Mühlbach". Es handelt sich um heute verschwundene Häuser, die aber auf dem Hugstetter Gemarkungsplan von 1775 unterhalb des Mühlenbergs, im heutigen "englischen Garten", noch eingezeichnet sind (Abb.).
Hat Konrad von Andlau diese Häuser bereits um 1807 abreißen lassen, um Raum für seinen erweiterten Schlosspark zu gewinnen? Schwebte ihm von vornherein vor, in Hugstetten ein verkleinertes Abbild seines großen Parks in Arlesheim bei Basel zu schaffen? Aber der Beginn der Parkanlage ist genauso ungewiss wie der des Schlossbaues. Auch fand sich in den Akten bisher kein Hinweis darauf, dass die Erstellung nach vorgefertigtem Plan und gleichsam in einem Zuge vor sich ging.
Wahrscheinlicher ist, dass sich der Park schrittweise entwickelte. Wie wir annehmen dürfen, geschah dies von "unten" (unmittelbare Umgebung des Schlosses) nach "oben" (Höhe des Mühlenbergs). Aus Privatbriefen der Sophie von Andlau geht hervor, dass man seit 1815 / 1817 – nach dem Ende der staatsmännischen Karriere Konrads von Andlau – unablässig an der Verbesserung und Neugestaltung des Hugstetter Besitzes arbeitete. Arlesheim, das ja auch während der "Franzosenzeit" im Familienbesitz geblieben war, dürfte durchaus ein Vorbild abgegeben haben. Auch war Konrads Onkel Heinrich von Ligertz, der "ideelle Vater" des Arlesheimer Parks, damals bis zu seinem Tode 1817 in Freiburg und Hugstetten. Sophie schreibt 1818 an den Sohn Heinrich Bernhard von Andlau: "Indessen hat sich Hugstetten sehr verschönert und wird in kurzem einer der schönsten Landsitze sein."
Um 1820 hat Konrad von Andlau auffällig viele bäuerliche Grundstücke am Mühlenberg und am Scheibenbuck gekauft. Meist handelte es sich um Reben – ein Zeichen übrigens für den weiter als heute verbreiteten Weinanbau im damaligen Hugstetten. Die Schlossherrschaft kam auf diese Weise in den Besitz des gesamten vorderen Mühlenbergs. Hier wurden Rebkulturen gepflegt und "Obst-Bosquets bis auf den Berg hinauf" angelegt. Ein "natürlicher" Landschaftsgarten nach englischem Vorbild entstand in dieser Zeit offenbar noch nicht, man brachte aber einzelne Parkelemente in die wirtschaftliche Nutzfläche ein, so z. B. geschickt gewundene Wegführungen, einzelne Aussichtspunkte, 1824 einen "Pavillon" (das Teehäusle?), 1829 schließlich den "Belvedere" auf dem Hügelsporn, der damals noch mit Reben bepflanzt war.
Konrad von Andlaus jüngerer Sohn Heinrich Bernhard, der nach dem Tode seines Vaters 1839 das Schloss und die Grundherrschaft Hugstetten erbte, gestaltete den Park weiter aus. Ein vorläufiges Ergebnis liegt vor im "Gartenplan", den der Buchheimer Feldmesser Busath 1853 für Heinrich von Andlau angefertigt hat. Diese Karte ist einem Atlas über den Andlauschen Grundbesitz entnommen; sie zeigt also durchaus die damalige Realität und nicht etwa nur ein Projekt. Außerdem enthalten die Andlau-Akten eine Rechnung Busaths von 1853, wo ganz klar Kosten für die "Vermessung des Gartengeländes" aufgeführt sind.
Der Plan zeigt, dass Elemente des Landschaftsgartens – insbesondere größere Baumgruppen – 1853 noch ausschließlich im eigentlichen Schlosspark westlich des Mühlbachs dominierten und nur nördlich des Gärtnerhauses auf das östliche Bachufer hinübergriffen. Die südwestlichen und südlichen Hänge des Berges bestanden nach wie vor aus Obstanlagen, in die Laubbäume und –gebüsche nur eingesprengt waren. Erst nach Abgang der Obstbäume hat sich hier der Charakter des "englischen Gartens" eingestellt.
Sehr interessant ist, dass Heinrich von Andlau 1852/53 bei dem Heimbacher Steinhauer Johann Hügle für über 2000 Gulden Steine bestellte, die für den Bau einer "St. Antonis Kappelle" verwendet werden sollten. Eine Kapelle für diesen Namenspatron von Heinrichs Schwester wie auch seiner Ehefrau findet sich sonst in Hugstetten nicht. Man darf also durchaus annehmen, dass sie einst im Schlosspark gestanden hat. Der Überrest könnte vielleicht das unlängst ausgegrabene, in einer kleinen "Schlucht" des Parks versteckte Fundament sein, das man bisher einer "Eremitage" zugeordnet hat.
Spärliche Informationen – viele Mutmaßungen! Dies ist ganz sicher nicht der letzte Text zum Thema "Hugstetter Schlosspark" gewesen.