Geschichtliche Spurensuche

Erlebter Wandel: Unsere Milchhäusle

von  Thomas Steffens

Thema der Marcher Kulturtage 2005 ist der Wandel unserer dörflichen Umwelt seit den 1950er Jahren. Die technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen haben uns Vorteile und Nachteile beschert, über die man unterschiedlicher Meinung sein kann. Aber unstrittig ist, dass viele Dinge des dörflichen Alltags verloren gegangen sind, an die man heute gern und mit etwas Wehmut zurückdenkt.

Dazu gehören auch die "Milchhiisli", die es bis in die 1970er Jahre noch in unseren Ortsteilen gab. Mit ihnen verknüpfen sich bei den heute schon Älteren allerlei schöne Erinnerungen an abendlichen Dorfschwatz und jugendliche Ausgelassenheit.

Aber natürlich dienten die Milchhäusle zuallererst einem höchst prosaischen Zweck, der Milchvermarktung der bäuerlichen Betriebe. Diese lief ursprünglich "ab Hof". Die bäuerlichen Haushalte stellten Rahm und Magermilch per Zentrifuge selbst her, es wurde gebuttert und gekäst. Wer im Dorf keine eigene Kuh hatte, kaufte Milch und Butter beim Nachbarn. Solche Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten wurde aber – teils aus hygienischen, teils aus wirtschaftlichen Gründen - immer mehr eingeschränkt. Seit der NS-Zeit (1933-45) war sie verboten. Die Ablieferung der nicht im eigenen Haushalt benötigten Milch wurde zur Pflicht, die sich nach Kriegsbeginn 1939 verschärfte (sog. "Erzeugungsschlacht").

Nach dem Krieg und dem Ende der Zwangsbewirtschaftung in den ersten Nachkriegsjahren behielt man die Milchhäusle als Sammelstellen bei. Betrieben wurden sie seit Anfang der 1950er Jahre durch die örtlichen Raiffeisenkassen und -genossenschaften. Von der ursprünglichen Rahmablieferung – die Magermilch konnte der Erzeuger behalten – ging man zur Vollmilchablieferung über. Das Prinzip war einfach. Milcherzeuger brachten ihre Milch zur Sammelstelle, wo sie in der Regel über einen Metall-Flächenkühler in einen Sammelbehälter geleitet wurde. Sie wurde dann zum Teil an Ortseinwohner, die Milch benötigten, abgegeben; der Rest ging an den Milchhof in Freiburg (später: Breisgau-Milch). Die Erzeuger wurden regelmäßig ausgezahlt. Im Laufe der Zeit wurden den Milchhäusle weitere Gemeinschaftseinrichtungen angegliedert, besonders Gefrieranlagen, in denen jeder Haushalt ein Fach mieten konnte.


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Erlebter Wandel: Unsere Milchhäusle (PDF)

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